Krieg.
(veröffentlicht in „Uranus“)
Welcher Dämon hatte mich nur geritten,
dieser Welt der Kriege und rohen Männer,
dieser Welt, die einzig vom Tod beherrscht wird,
Nachwuchs zu schenken?
Hätt’ ich keine Tochter – ich würde unter
den Olivenbäumen spazieren gehen,
um berauscht dem stöhnenden Klagelied der
Blätter zu lauschen.
Hätt’ ich keine Tochter – Geäst und Laubwerk
würde ich durchschwimmen, die Beine trotzig
von der höchsten Baumkrone baumeln lassen,
summen und dichten.
Hätt’ ich keine Tochter – ich würde auf die
Meereswogen blicken, das Feindesschiff am
Horizont als Schicksal begreifen und das
Ende ersehnen.
Weil ich aber nun eine Tochter habe,
weil sie strahlt und atemlos plappert und sich
bei mir sicher fühlt – bin ich immerdar von
Ängsten getrieben.