Angst.
(veröffentlicht in „Uranus“)
Süßes Kind, ich will keine Angst mehr haben.
Wie ersehnte ich es, geliebt zu werden,
wie ersehnte ich es, heranzureifen
gleich einem Pfirsich.
Aus dem heimatlichen Geäst geschüttelt,
eben noch als Spielball dem Hund entronnen,
schwirrt nun ekelhaftes Geschmeiß um meine
rissige Rundung.
Auf die blauen Schnabeldelfine zeigend
jauchzt du, kleines Mädchen, aus vollem Halse.
Und ich staune mit dir und sehe doch nur
glanzlose Fische.
Sieh, mein Schatz, dem Abendrot fallen Sterne
vom Gesicht – wie heimliche Männerblicke.
In die schamlos starrenden Sterne aber
darfst du nicht blicken.
Alles gleißt – zum Tempel aus Diamanten
werden Äther, Finsternis und Gewässer.
Ruhig ist dein Herzschlag, du schläfst im Schimmer.
ich schlafe nimmer.
Süßes Kind, ich will keine Angst mehr haben.
Wie ersehne ich es, verschmäht zu werden,
wie ersehne ich es, mich einzugraben
unter den Blättern.