Ad Venerem.

(veröffentlicht in „Pluto“)

 

 

Marmorleichenteile. Den Rest vom Saale

trug dein Volk ins Inland zur Kathedrale

und zum Bade locken seither die Aale –

nicht mehr Adonis.

 

Sieh die Welt, die jenen und dich entzweit hat,

dass die Schönheit nimmermehr ein Geleit hat.

An der Menschheit, Göttin! bist du gescheitert,

letztlich gescheitert.

 

Schönheitsliebe? Lesertotalvernichtung!

Nur vom Klempner wünscht man sich heute Dichtung,

für den Künstler gibt es nur eine Richtung:

Plätschernde Prosa.

 

Unpraktisch sind rhythmische Wörterfetzen:

Schwer zu lesen, schwerer zu übersetzen

und indes – mitnichten zu unterschätzen –

schwerstens verfilmbar.

 

Manchmal – Das Parfum fällt mir etwa ein –

kann auch Plätscher-Prosa was Großes sein

oder auch ein lyrisches Drama klein.

Jedermann weiß das.

 

Doch veracht’ ich jeden, der seine Kunst

für den gellen Menschenapplaus verhunzt,

und ersehne fortan nur eine Gunst:

Deine, Geliebte!

 

Sieh die Menschheit, die sich von dir befreit hat,

die sich nun mit hässlichen Hur’n erheitert.

An der Menschheit, Göttin! bin ich gescheitert,

kläglich gescheitert.

 

Wie betörst du Burgfräulein meine Sinne!

Nenn mich Wolfram, nenn meine Dichtung Minne,

die ich hiermit einzig für dich beginne –

wie ich dich liebe!

 

Lass mich dich zuletzt wie in alten Zeiten

durch den Venusberg meiner Kunst geleiten.

Mit Beschluss der letzten Kapitelseiten

werde ich sterben.